Die Geschichte der Saffenburg

1.000 Jahre Saffenburg

Die Reichsherrschaft Saffenburg und das Saffenburger Ländchen

Ein Gründungsdatum der Saffenburg ist nicht bekannt. Als wahrscheinlich wird das 11. Jahrhundert angenommen. Der im Mittelalter gebräuchliche Name Saffenberg für das Geschlecht und die Burg hat sich in der Neuzeit in Saffenburg gewandelt. Ebenso wurde aus der Burg genannten Wehranlage im 17. Jahrhundert das Schloss Saffenburg.

Die Saffenburg war seit dem Mittelalter das Zentrum der Herrschaft Saffenburg, einem Kleinstterritorium, gelegen im Oberstift des Erzbistums Köln. Die Herrschaft bestand aus der gleichnamigen Burg, den Dörfern Laach, Bongard, Mayschoß, Rech und Dernau sowie dem Kloster Marienthal. Die kleine, spätere reichsunmittelbare Herrschaft hatte ein eigenes Gericht. Es tagte in Mayschoß und war mit Schöffen aus den fünf Dörfern der Herrschaft besetzt. Vorsitzender war der Amtmann als Vertreter des Territorialherren. Die angewandte Rechtsprechung hatte sich aus dem niedergeschriebenen Gewohnheitsrecht, den sogenannten Weistümern entwickelt.

Die Bewohner der Herrschaft leisteten jährlich verschiedene Abgaben, die in Form von Geld für Steuern und in Naturalien beglichen wurden. Wichtigste Naturalabgabe war der Wein, der als Dienstwein, Pachtwein und Kurwein erhoben wurde. Andere Abgaben waren Getreide (Korn, Weizen und Hafer), Hühner, Wachs, Öl und Pfeffer. Im Laufe der Zeit wurden die Naturalabgaben nur noch mit Geld beglichen. Zusätzlich waren von den Untertanen verschiedene Frondienste zur Unterhaltung und Bewachung der Burganlage zu leisten. Täglich mussten zwei Personen Wasser zum Schloss bringen und weitere Botendienste erledigen. Für solche Frondienste wie Heumachen, bei der Weinernte helfen oder die Straßen ausbessern, erhielten die Fröhner täglich 3 Fettmännchen (7 Pfennige). Die als Burgwachen tätigen Untertanen durften in der Ahr fischen. Außer der Burgwache gab es noch die sogenannten Herrenschützen, die die Aufgabe hatten, der Herrschaft bis auf eine Meile vom Schloss Geleit zu geben. Während ihres Dienstes trugen sie eine Uniform aus grauem Tuch mit schwarzen Aufschlägen. Für ihren Dienst genossen sie einige Privilegien bei der Jagd und beim Fischfang. Fremde mussten bei Zuzug in die Dörfer der Herrschaft einen einmaligen größeren Geldbetrag entrichten. Juden hatten ein jährliches Schutzgeld für das Aufenthaltsrecht zu zahlen. Der Warenverkehr wurde an den Außengrenzen der Herrschaft mit Zöllen besteuert. Aus den Einnahmen wurden auch die Amtspersonen der Herrschaft bezahlt. Zum Ende des 18. Jahrhunderts waren das ein Amtmann, der Vogt, ein Wachtmeister der Saffenburg und der Landbote.

Die Erzbischöfe von Köln waren am längsten Eigentümer der Burg Saffenberg. Mit Burg Are, die sie seit dem Jahr 1246 durch Schenkung erhielten, besaßen sie zwei große Burganlagen im Ahrtal zur Wahrung ihrer Interessen. Saffenberg wurde als Kölner Offenhaus in den folgenden Jahrhunderten wechselnden Besitzern als Lehen ausgegeben, wobei die jeweiligen Besitzerfamilien durch Treueeide an den jeweiligen Kölner Erzbischof gebunden waren.

Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688 – 1697)

Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688 – 1697) den Ludwig XIV. gegen die Große Allianz führte, ging es unter anderem um die Besetzung des Kölner Kurfürstenstuhles, nachdem der franzosenfreundliche Kölner Kurfürst Maximilian von Bayern 1688 gestorben war. Dessen Vertrauter Egon von Fürstenberg wurde von Ludwig XIV. als Nachfolgekandidat unterstützt. Um seine Position zu sichern, ließ Egon von Fürstenberg die Residenzstadt Bonn und andere wichtige Orte von französischen Truppen besetzen. Maria Katharina von der Marck unterstützte Egon von Fürstenberg und öffnete Schloss Saffenburg für französische Truppen. Dies führte 1689 dazu, dass die Saffenburg von Trierischen Reichstruppen eingenommen wurde und die Besitzungen des Hauses von der Marck vom Kaiser beschlagnahmt wurden. Zeitweilig verwaltete dann Graf Hugo von Königseck die Güter.

Nach dem Tod von Johann von der Marck 1697 erbte sein jüngerer Bruder Ludwig Peter Titel und Besitzungen. In der Folgezeit gelangte das Haus von der Marck wieder in den Besitz der Herrschaft Saffenburg. Auf Ludwig Peter folgte 1750 sein Sohn Ludwig Engelbert. Er war der letzte männliche Nachfahre des Hauses. Von ihm erbte 1773 seine Tochter Louise von der Marck den Saffenburger Besitz und brachte ihn durch ihre Ehe mit Karl von Arenberg in das Haus Arenberg ein. Von 1593 -1773 war die Familie von der Marck insgesamt 180 Jahre im Besitz von Schloss und Herrschaft Saffenburg.

Die Zerstörung der Saffenburg

Der spanische Erbfolgekrieg brachte den Untergang der Saffenburg mit sich. Er wurde von 1701 bis 1714 um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers König Karl II. von Spanien geführt. Ludwig der XIV. wollte seinen Enkel Philipp von Anjou als Thronfolger sehen. Dabei wurde er im Reich unter anderem von dem Kurfürsten von Köln Joseph Clemens von Bayern und seinem Bruder Maximilian II. dem Kurfürsten von Bayern unterstützt. Gegen Ludwig XIV. stand die Große Haager Allianz aus England, den Generalstaaten, Österreich und Preußen. Im Reich gingen die Kaiserlichen 1702 gegen die Kurfürsten die Ludwig XIV. unterstützten vor und schickten Truppen in das Kurfürstentum Köln.

Am 18. Oktober 1702 wurde die Saffenburg in einem Handstreich von französischen Truppen eingenommen. Zwei französische Leutnants verkleideten sich als Kaufleute und baten den Rentmeister um eine Weinprobe im Burgkeller. Währenddessen überfiel ein Trupp von 16 bis 18 Mann die aus drei bis vier Personen bestehende Wache und besetzte das Schloss. Die französische Besatzung, die von dem Obristen Lacroix befehligt wurde, plünderte und brandschatzte in der Folgezeit alle Dörfer und Gehöfte im Umkreis von sieben Stunden Wegstrecke. Die bedrückenden Verhältnisse dauerten bis zum 7. Januar 1703. An diesem Tag belagerte der hannoversche General Sommerfeld mit 800 Mann Schloss Saffenburg. Innerhalb von vier Tagen wurden mehrere Kanonen auf dem gegenüberliegenden Forst in Stellung gebracht. Da der nun folgende zweitägige Beschuss keinen großen Schaden anrichtete und die Belagerten nicht aufgeben wollten, zog die Truppe, nachdem sie von den umliegenden Dörfern 700 Reichstaler und zwei Fuder Wein gefordert hatte, bald ab.

Am 1. Mai 1703, als die in Bonn liegenden Franzosen noch belagert wurden, erfolgte dann eine erneute, dreiwöchige erfolgreiche Belagerung mit 700 Mann unter General Bülow. Er zwang die Besatzung gegen freies Geleit zur Aufgabe der Burg. Während der Belagerung und der vorangegangenen Kriegszeiten hatte die umliegende Landbevölkerung viel zu leiden. Anschließend blieb eine Besatzung aus kölnischen Truppen auf der Saffenburg. Im gleichen Jahres wurde die kurkölnische Festung Bonn vom Duke of Marlborough erobert.

Am 6. Februar 1704 kam aus der Festung Jülich ein Trupp Artillerie, bestehend aus zehn Mann unter der Leitung von Herrn Bockeringe, mit dem Auftrag, die Saffenburg zu zerstören und dem Erdboden gleich zu machen. In den folgenden 10 Tagen wurde mit Hilfe der Landbevölkerung alles Nützliche von der Burg abgetragen, die Mauern entweder umgeworfen oder unterminiert. Am 16. Februar morgens um neun Uhr wurde Feuer an die Gebäude gelegt und der große Turm mit einer beachtlichen Pulverladung in die Luft gesprengt. Um künftig Raubgesindel keinen Unterschlupf zu bieten, wurde in der Folgezeit auf Anordnung der Herrschaft von der Landbevölkerung alles überirdische Mauerwerk abgetragen und die unterirdischen Räume und Keller damit verfüllt. Im Mayschoßer Schatzbuch, der Chronik des Ortes steht hierzu: In dissem Jahr ist Saffenburg demoliret worden, ist also das schwere Joch hinwegh genohmen.

Die älteste Darstellung der Saffenburg von 1633

Aus der Zeit vor der Zerstörung der Saffenburg ist bisher nur eine Darstellung bekannt. Es handelt sich um einen Kupferstich, der als Flugblatt im Jahre 1633 verbreitet wurde. In der Literatur werden die Darstellungen des Flugblattes als „ganz ungenaue Ansichten“ erwähnt. Der Titel des Blattes lautet: Eigentliche Abbildung der orter welche vom Schwedischen General Baudissin oberhalb der Stadt Cöln eingenommen, nunmehr aber von den ChurCölnischen wider erobert worden. Sampt der Belagerung der Stat Andernach. Anno 1633. Die zentrale Abbildung der Belagerung von Andernach wird von 20 kleineren Abbildungen umrahmt. Auf der Abbildung Nr. 7 ist die Saffenburg dargestellt. Dabei handelt es sich nicht zuletzt wegen der Größe der Abbildung (3,3 x 6 cm) um eine ungenaue Darstellung, die eine komplexe dreigeteilte Anlage einer Höhenburg von 260 m Länge und 80 m Breite natürlich nicht detailgetreu wiedergeben kann. Vielleicht hatte der Kupferstecher auch nur grobe Skizzen als Vorlage. Dennoch gibt es bezogen auf die Saffenburg mehrere Übereinstimmungen zwischen Zeichnung und freigelegten Fundamenten und Grundriss. Die Position des Zeichners befand sich südöstlich unterhalb der Burganlage. Die Abbildung beginnt links mit einem Gebäude, das die erste Vorburg darstellen soll. Das mittlere größere Gebäude stellt die zweite Vorburg dar. In beiden der Hochburg vorgelagerten Teilen gab es nach den Inventarlisten mehrere Wirtschaftsgebäude, die auf der Zeichnung aus Platzgründen schematisch auf jeweils ein Gebäude reduziert wurden. Desweiteren sind die Vorburgen im Verhältnis zur Hochburg zu klein dargestellt. So wollte der Zeichner vielleicht die Hochburg hervorheben.

Auf der Hochburg gibt es mehrere Übereinstimmungen der Zeichnung mit den örtlichen Bodenfunden. Der Rundturm an der Südwestecke der Hochburg ist in den Fundamenten vorhanden. Bei der Sprengung der Burg im Jahre 1704 wird ein großer Turm erwähnt. In der Zeichnung befindet sich dieser Turm in der Mitte der Hochburg. Die durch Bodenfunde bestätigte ungewöhnliche Lage von mehreren Türmen an der Nordostseite der Hochburg und der nordöstlich vorgelagerte Zwinger entsprechen ebenfalls der Zeichnung. Bei den starken Außenbefestigungen an der östlichen Hangseite könnte es sich um die 1653 genannten Bollwerke handeln, von denen heute nur noch Böschungsmauerwerk vorhanden ist.

Abtragung der Burg und Verfall

Durch die systematische Sprengung und Abtragung des oberirdischen Mauerwerkes der Burganlage im Jahre 1704, dem Abtransport aller Hausteine sowie der Verfüllung der tieferliegenden Räume ist es heute nicht mehr möglich, sich ein Bild vom ehemaligen Aussehen der Burg zu machen. Daher kommt den Inventaren der Burg von 1552, 1653 und 1680 mit der Auflistung der Räumlichkeiten sowie der einzigen bekannten Darstellung der Burg von 1633 eine besondere Bedeutung zu.

Die mittelalterliche Höhenburg bestand bereits im 12. Jahrhundert mit den Vorburgen und der Hochburg aus selbstständigen Einheiten, die unterschiedlichen Besitzern gehörten. 1303 ist in einer Urkunde des Kölner Erzbischofes von den Burgen Untersaffenberg und Obersaffenberg die Rede. 1323 werden sie als Nieder- und Obersaffenberg erwähnt.

Komplizierte Teilungs- und Nutzungsverträge regelten den Alltag und Wegerechte, das heißt, wer an welcher Pforte passieren durfte. Auch zwischen Geschwistern, wie den Brüdern Kraft und Wilhelm von Saffenberg, wurden 1413 in einem Burgfrieden die Nutzungsrechte geregelt.

Zu Beginn der Neuzeit nach 1500 war der Burgkomplex eine geschlossene Anlage, die nur einen Besitzer hatte und in der Zeit von Graf Ernst von der Marck als Schloss Saffenburg bezeichnet wurde.

Das Ende der Reichsherrschaft Saffenburg

Mit dem Ende des alten Reiches, 1803 im linksrheinischen Rheinland, endete auch die Reichsherrschaft Saffenburg. Im Volksmund hielt sich der Begriff Saffenburger Ländchen für das ehemalige Territorium.

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